Wissen macht AH! Heute: die Blende verstehen.
Mit der Blende wird geregelt wie groß der Lichtdurchlass durch das Objektiv ist – sprich wie groß das Loch ist, welches Licht auf den Sensor der Kamera lässt. Um so größer diese Öffnung ist, um so mehr Licht gelangt hinein. Je kleiner die Öffnung ist, um so weniger Licht gelangt auf den Sensor. Die Belichtungszeit müsste also im Vergleich zu einer größeren Öffnung verlängert werden.
Die Blendenzahl gibt Aufschluss wie lichtstark ein Objektiv ist. Eine numerisch kleine Zahl bedeutet „große Öffnung“. Warum ist das so? Die Blendenzahl beschreibt ein Verhältnis, und zwar zwischen der Brennweite des Objektivs und dem Durchmesser des Lochs, durch das das Licht fällt. Hat Dein Objektiv eine Brennweite f=50mm, und der Durchmesser D der Eintrittspupille („Loch“) beträgt 25 mm, lautet der Blendenwert 2! Umgangssprachlich sagt man meist „Mein Objektiv hat die Blende 2“.
Um zu veranschaulichen was verschiedene Blendenwerte ausmachen, habe ich eine Blendenreihe aufgenommen, d.h. beginnend von der größtmöglichen bis zur kleinstmöglichen Blende meines Objektivs. Die Fläche der Eintrittsöffnung (Loch) verdoppelt sich von Schritt zu Schritt, sprich doppelt so viel Licht ist notwendig um das Bild korrekt zu belichten.
Die Blendenreihe lautet: 1.4 – 2 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16
Ich benutze ein 50mm Objektiv von Nikon und stelle die Kamera auf manuelle Einstellung. Alternativ kann man auch eine Halbautomatik wählen, und die Kamera berechnet die passende Belichtungszeit. In den meisten Kameras wird dieses Programm A oder Av genannt (Aperture Priority).
Begonnen wird mit der größtmöglichen Blende, die mein Objektiv realisieren kann. Die Blendenzahl 1.4 wurde eingestellt. Als Belichtungszeit habe ich 1/500 Sekunde gewählt. Was man hier sehr gut erkennt, ist die geringe Schärfentiefe des Bildes. Mein Objekt, die Kaffeetasse, ist vollkommen freigestellt von dem sehr verschwommenen Hintergrund, welcher auch als Bokeh bezeichnet wird.
Als nächste Blende stelle ich 2 ein und verdopple die Belichtungszeit auf 1/250 Sekunde. Wenn man mit niedrigen Blenden arbeitet, muss man beachten, dass die Schärfentiefe sehr gering ist! Mit steigender Blendenzahl wird die Schärfentiefe des Bildes ebenfalls größer.
Nun wird die Kamera auf 2.8 und 1/125 Sekunde eingestellt. Der Hintergrund wirkt etwas weniger verwaschen, die Schärfentiefe hat minimal zugenommen. Im Übrigen sind lichtstarke Objektive nicht nur für den Einsatz unter schlechten Beleuchtungsbedingungen zu empfehlen, sondern man kann ganz bewusst mit Schärfe und Unschärfe-Effekten spielen. Überlege Dir vor jeder Fotosession, wie Deine Bildaussage sein soll.
Die Kameraeinstellungen sind nun Blende 4 und 1/60 Sekunde. Ich habe mir mal erlaubt zu runden. Wie man erkennen kann, sind alle Bilder gleich von der Helligkeit. Nur durch die Variation der Blende wird ein ganz anderer Bildeffekt erzeugt.
Hier wurde die Blende 5.6 eingestellt, mit der Belichtungszeit von 1/30 Sekunde.
„Die Sonne lacht, Blende 8. ;-)“ So oder so ähnlich lautet ein Fotografenweisheit, die ich mal gehört habe. Man sieht, die Schärfentiefe nimmt immer weiter zu. Es gibt eine Faustregel, die sagt, dass man nur bis zum Kehrwert seiner Brennweite die Kamera verwacklungsfrei aus der Hand auslösen kann.Wenn man keine Vollformatkamera besitzt, nimmt man diesen Wert noch mal 1,5. D.h. bei einem 50 mm Objektiv kann man bis zu 1/75 Sekunde Belichtungszeit verwacklungsfrei aus der Hand fotografieren sollte die Kamera oder das Objektiv nicht über Bildstabilisierung verfügen!
Die Kamera ist nun auf Blende 11 und 1/8 Sekunde eingestellt. Ich verwende Sie mit einem Stativ um Verwacklungen zu vermeiden. Wer möchte, kann noch mithilfe eines Fern- oder Funkauslösers arbeiten, denn selbst das Betätigen des Auslöseknopfs kann zu Verwacklungen führen.
Bei dem letzten Bild erkennt man, dass gerade die hintersten Bereiche des Bildes deutlich schärfer aufgenommen worden, wenn wir sie mit dem Ausgangsbild vergleichen. Eine kleinere Blende ist mit meinem Objektiv nicht mehr möglich. Das verkleinern des Blende wird auch als Abblenden bezeichnet.
Ich hoffe ihr konntet einen ersten Eindruck gewinnen, was es mit der Blende auf sich hat!
Als Fotoanfänger stieß ich sehr schnell an die Grenzen meines technischen Know-Hows und an die Grenzen meiner Kamera bzw. deren Objektiv. Sich näher mit den technischen Grundlagen der Fotografie zu befassen, trug sehr dazu bei, dass sich meine Bilder deutlich verbesserten. Generell gibt es einige Aspekte, mit denen man sich über kurz oder lang befassen muss, wenn man fotografieren lernen möchte:
- Licht
- Grundlagenwissen der Fotografie: Blende, Belichtungszeit, ISO, Brennweite
- Motiv/Bildaufbau
- Bedienung der Kamera
- Bildbearbeitung
- Sicherung / Archivierung
- rechtliche Fragen
- technische Ausrüstung: Kamera, Objektive, Stativ, Filter…
Dazu vielleicht zu geeigneter Zeit, mal mehr 😉