Urlaub ist immer gut, egal ob im Sommer oder Winter. Um so schöner ist es wenn man auch ordentliche Fotos davon hat. Von Zeit zu Zeit nehme ich mir meine Urlaubsfotos zu Gemüt und lasse Revue passieren wie schön und kostbar die Zeit zu dritt war :-).
Im nachfolgenden Beitrag möchte ich Euch zeigen mit welcher Technik ich verreist beim letzten größeren Urlaub, wann ich welches Objektiv genommen habe und was ich heute stellenweise machen würde.
Ich denke jeder (Hobby-)Fotograf mit Familie kennt die Frage: nehme ich das “schwere Ding” von Kamera mit oder nicht?! Keine Frage, eine digitale Spiegelreflexkamera wiegt einiges und die Objektive tun ihr übriges und tragen nicht gerade zu einem gesunden Rücken bei, vor allem wenn Du vielleicht noch ein Kind schleppen darfst oder Einkaufstüten 😉 Bevor Du jetzt sagst: “Ach dann lass ich die Kamera erst recht zu Hause”, stelle Dir folgende Fragen:
- Welche fotografischen Schwerpunkte möchtest Du im Urlaub setzen?! (Landschaft, Makro, Portrait, Langzeitbelichtung, HDR, entfesseltes Blitzen, Street Fotografie, einfach alles auf Dich zukommen lassen…?)
- Wie flexibel möchtest Du im Urlaub fotografieren?
- Wieviel Kilo bist Du bereit zu tragen 😀 ?
- Auf welchen Teil Deiner Technik könntest Du verzichten?
Jetzt überlegst Du welches Equipment Deinen Anforderungen gerecht wird und was Du bereit bist zu transportieren. Für folgende Technik habe ich mich entschieden:
- Meine Nikon D800, eine Vollformat Spiegelreflexkamera
- ein Standardzoom: Nikkor 18-105 mm, ein günstiges Allround-Objektiv für den Tageslichtbereich, für eine Vollformat-Kamera aber eher ein Kompromiss, zu dem Zeitpunkt gab es noch einen geeigneten Nachfolger in meiner Fototasche.
- eine Festbrennweite für Portraits: das Nikkor 50 mm, was extrem lichtstark ist und natürlich dank der 1,4 Blende sehr viele kreative Möglichkeiten zulässt
- ein Telezoom, ebenfalls für Portraits und für die Tierfotografie: das Tamron 70-200 mm 2.8, weil es super geeignet ist Objekte freizustellen.
Hilfreich ist auf jeden Fall ein guter Fotorucksack, der das Gewicht gleichmäßig auf Deinen Schultern verteilt. Zusätzlich kann man über eine kleinere Fototasche nachdenken, die man tagsüber mit abgespeckten Equipment mitnimmt. Auf was ich verzichtet habe waren meine Blitze, die passenden Funksender und auch auf den Reflektor und auf die Makrolinsen habe ich verzichtet. Selbst ein Stativ war mir dann zu schwer. Mein Schwerpunkt war das Persönliche und kein reiner Fotourlaub. Nicht nur als Fotograf muss man manchmal Prioritäten setzen, sondern auch als Mutter und Partnerin 😉
Ich nehme Euch jetzt mit auf eine fotografische Reise durch Bibione, meinen Lieblingsurlaubsort! Bei einigen Bilder erkläre ich Euch wie ich sie erstellt habe 🙂 Benutzt habe ich fast ausschließlich meine Festbrennweite und das Standardzoom. Das Telezoom war mir in der Praxis dann zu schwer und zu unhandlich. Es gab ein Shooting mit meiner Tochter, welche ich hier aber nicht näher zeigen werde.
1.) Die Vorteile der Festbrennweite ausnutzen: Mein leichtes Immer-Drauf ist eine 50mm Festbrennweite, das Nikkor 50 mm 1.4. Warum Festbrennweiten super sind? Weil man sich mit seinem Motiv viel mehr auseinander setzen muss und weil sie meistens sehr lichtstark sind und günstig. Man erreicht den teuer wirkenden unscharfen Hintergrund damit sehr einfach. Speziell die 50mm Festbrennweite ist super für Portraits geeignet. Der Nachteil ist, die Brennweite ist fest, ein Zoomen ist nicht möglich. Bei nachfolgenden Bildern habe ich die Blende fast offen gelassen um einen möglichst unscharfen Hintergrund zu bekommen. Mit der Fahrradfahrerin kommt etwas Schwung ist ins Bild. Die Gegenlichtsituation fängt dank leichtem Abblenden sogar einzelne Sonnenstrahlen mit ein. Die Belichtungswerte habe ich Dir mit drunter geschrieben.
2.) Alles herauskitzeln aus dem Standard-Zoom: ein Standard-Zoom umfasst meistens den Weitwinkelbereich bis hin zum leichten Telezoom, evtl. hat es noch einen Makrobereich je nach Objektiv. Im besten Fall ist das ganze Objektiv noch lichtstark und ausgestattet mit einer durchgängigen großen Blende, typischerweise F2.8. In dem Fall wird es ganz schön teuer. Oder man nutzt wie ich das relativ preisgünstige Nikkor 18-105 mm, was über einen Blendenbereich von F3,5 bis F5,6 an der untersten Grenze verfügt, also am besten möglichst nur im hellen eingesetzt wird 😉 es sei denn man hat eine Kamera, die mit dem ISO (=Lichtempfindlichkeit) recht hoch gehen kann ohne viel zu verrauschen. Das musst Du einfach testen, ab wann Deine Bilder anfangen zu rauschen. Mir geht es hier vor allem darum, mit preiswerter Technik viel zu erreichen.Es gibt wie beschrieben, die verschiedenen Bereiche eines Standardzooms. Wie habe ich sie eingesetzt im Urlaub und wie konnte ich “tricksen” um meine Bilder interessant zu gestalten 😉 ?
3.) Unscharfen Hintergrund zaubern: ein unscharfer Hintergrund ist für viele Sinnbild eines hochwertigen Fotos! Aber oftmals setzt die Technik eine Grenze, da das Objektiv einfach nicht mehr aufblenden kann und die größtmögliche Blende nicht mehr hergibt als man es in dem Moment vielleicht braucht. Ich habe das Objektiv im Telezoom-Bereich (105mm, ganz ausgefahren) betrieben und dann die größtmögliche Blende von F5,6 eingestellt und darauf geachtet, dass mein Hintergrund sehr weit entfernt ist von meinem Motiv. Das führt dazu, dass der Hintergrund verschwimmt, in dem ich auf ein Motiv im Vordergrund fokussiert habe! Versuch es einfach mal mit Deiner vorhandenen Technik nachzumachen und schaue Dir die Ergebnisse an.
4. ) Das vorhandene Licht geschickt nutzen: Wie gesagt, meinen Blitz habe ich zu Hause gelassen und habe das Licht genutzt, was natürlicherweise da ist (available light). Hier kann man sehr interessante Spielerein machen, wie wäre es: wenn Du mal versuchst gegen die untergehende Sonne zu fotografieren? Dabei entstand das stimmungsvolle Bild mit Sonnenkorona im Haar 🙂 Oder versuche Sonnenstrahlen einzufangen! Hier gilt: um so mehr Du abblendest (= die Blende “zu machst”) um so besser siehst Du die einzelnen Sonnenstrahlen auf dem Bild. Wenn Du eher mit einer offenen Blende fotografierst, wird es eher eine Art heller Fleck.
5. ) Emotionen einfangen: in der Familienfotografie empfehle ich oft, dass man zu einem Beobachter seiner Kinder und der anderen Familienmitglieder wird. Man kann sich zurückziehen mit der Kamera und einfach zu schauen. Da ist es von Vorteil, wenn man ein Telezoom hat oder das Standardobjektiv wie in den nachfolgenden Bildern an der größtmöglichen Brennweite betreibt. Durch die Rolle des Beobachters nimmt man gerade bei Portraits den Druck aus der Situation heraus und kann in Ruhe die Situation beobachten und ggf. auf den Auslöser drücken. So hat hier zum Beispiel der Papa mich und das Tochterkind beim rumblödeln eingefangen, noch kombiniert mit einer Reflexion des Wassers.
Eine weitere Möglichkeit Emotionen einzufangen ist das “einfrieren” von Bildern, in dem man seine Kamera auf eine sehr kurze Belichtungszeit einstellt. Gerade beim rumblödeln mit dem Kind, muss man schnell sein.
6.) Storytelling: Erzähle Geschichten mit Deinen Bildern. Manchmal beantwortet ein Bild eine Frage, manchmal wirft es auch welche auf. Lerne Deinen Blick zu schulen in dem Du nach ungewöhnlichen Motiven Ausschau hälst oder nach Motiven, die Dich vielleicht auf den ersten Blick verwirren. Natürlich kannst Du auch selbst eine Geschichte entwerfen oder wie wir einfach nachstellen 😉
7.) Layering: Layer bedeutet Ebene auf Englisch und beschreibt, das geschickte “Schichten” von Elementen um ein Objekt. Neben einem verschwommenen Hintergrund kann das z.B. ein Ast mit Blättern sein, der ebenfalls unscharf ins Bild fällt. Oder man platziert Objekte, durch die man hindurch fotografiert. Es können auch Gegenstände, Personen, etc. sein 🙂
8.) Weite entstehen lassen: Weite kann entstehen durch ein durch den Einsatz einer WEITwinkligen Brennweite, je nach Objektiv und Kameraart um die 15-24 mm. Es ist aber auch möglich Weite durch den Motivaufbau zu unterstützen und erst entstehen zu lassen. Bei dem Strandfoto habe ich darauf geachtet, dass die Ecken möglichst frei sind von störenden Elementen. Weite entsteht hier durch den Blicks in den sehr fernen Strandhorizont. Wir entdeckten in Bibione einen sehr schönen Fahrradweg zum Leuchtturm. Da es etwas windig und bewölkt war und schon leichter Abend, ist mein Bild etwas düsterer und dramatischer ausgefallen als das typische strahlende Bild vom Strand. Verstärkt habe ich die Dramatik noch zusätzlich in dem ich den Weg angeschnitten mit auf das Bild genommen habe und somit auch den Blick des Betrachters am Weg entlang führe. Ein weiterer Trick, den ich bei dem Bild meiner zwei Lieben am Strand angewandt habe, ist dass man sich immer dann etwas niedriger positionieren sollte wenn man dem Bild noch einen “weiteren” Touch verpassen möchte. Vergleiche die Bildwirkung einmal selbst, in dem Du Dich hinstellst und auf Augenhöhe ein Bild machst und indem Du Dich hinhockst und dasselbe Motiv fotografierst.
9.) Interessanter Bildaufbau: Am harmonischsten wirken Bilder wenn Du den goldenen Schnitt anwendest und Objekte oder auch Linien so positionierst, dass es eine Drittelteilung gibt, zum Beispiel zwei Drittel Himmel, ein Drittel Meer. Nun kann man solche Regeln ja auch brechen um mal außergewöhnliche Kompositionen zu kreieren, die Devise lautet: “Break the rules” und probier einfach mal was anderes aus. Bei dem Strandfoto habe ich nur ein Viertel Meer auf dem Bild und auch die Personen fallen fast auf dem Bild und trotzdem transportiert es eine gute, entspannte Stimmung.
Durch unsichtbare Linien kann man ebenso Spannung erzeugen. Das dritte Bild führt zum Meer und geleitet den Betrachter mithilfe von verschiedenen Zick-Zack-Linien dorthin.
Weitere Ideen für Dich sind: 50:50 Schnitte, mittig platzierte Objekte, alles was entgegensetzt von “normal” ist. Probier Dich aus 🙂
10.) Bildbearbeitung: Im Grunde könnte ich darüber einen eigenen Beitrag schreiben, weil es ein sehr großes Feld ist 😉 Mit der passenden Bildbearbeitung, entweder in Photoshop oder in Lightroom, kannst Du einiges aus Deinen Bildern herausholen und die Stimmung nochmal maßgeblich beeinflussen. Außerdem können technische Patzer ausgeglichen werden. Ich bin sehr überzeugter Lightroom-Nutzer und kann es jedem empfehlen, der Systematik in seine vielen Urlaubsbilder bringen möchte und der sich nicht jedes Bild mühevoll einzeln in Photoshop hernehmen möchte und trotzdem einen gewissen Anspruch an das Endergebnis stellt. Also für Eltern mit Kamera 😀 Ich benutze meine eigene Preset-Collection, das sind kleine Dateien mit Voreinstellungen um bestimmte Bildlooks zu kreieren. Du kannst aber problemlos selber Deinen Stil finden und diesen über die Synchronisieren-Funktion in Lightroom auf andere Urlaubsbilder anwenden.
In Schwarz-weiß werden viele Bilder zeitlos, klassisch aber auch geheimnisvoll oder nachdenklich. Ebenso kannst Du einem Bild durch einen Matt-Effekt einen Hauch Mystik oder Urigkeit verleihen. Bei dem Boot-Bild habe ich die Tiefen hervorgehoben, die Lichter abgedämpft und die Farben leicht verstärkt. Herausgekommen ist ein Bild im HDR-Look, der fast unrealistisch und märchenhaft wirkt. Besonders schön wirken im Sommer auch “Bonbon”-Farben als Verstärker 😉
11.) Details und Ausschnitte: Man muss sich manchmal von dem Gedanken trennen immer alles was man gerade sieht auf das Bild zu bekommen. Fakt ist, dass man meistens durch den Abstand zum Objekt und durch die Brennweite seines Objektivs eingeschränkt ist. Oder manchmal ist man einfach nicht schnell genug. Auch das gibt es- Fotografie ist eben auch ein Kompromiss ;-)! Das heißt ja aber noch lange nicht, dass das schlecht sein muss. Man kann mit Ausschnitten auch sehr neugierig machen auf das was fehlt. Der Betrachter des Fotos muss sich selber ein Bild vom großen Ganzen machen.
Learnings: Was ich heute anders machen würde?!
Ich würde nur ein lichtstarkes (!!!) Standardzoom mitnehmen und maximal noch eine lichtstarke Portraitlinse zum experimentieren, da ich im Urlaub auch intensive Musephasen habe. Mittlerweile besitze ich ein neues Standardzoom, was das Nikkor 18-105 mm aus diesem Beitrag ersetzen wird. Aber ich wollte mit diesem Blogartikel auch beweisen, dass es nicht immer die teure Technik sein muss, sondern man kann mit dem richtigen Blick und mit der richtigen Herangehensweise sehr gute Fotos machen ohne ein Vermögen auszugeben.
Viel Spaß beim nachmachen, Eure Katrin 🙂